Wir lesen den Roman „Freuds Schwester“ von 2013 des mazedonischen Autors Goce Smilevski. Man weiß wenig über Adolfine, eine Schwester Sigmund Freuds, und man steht fassungslos vor der Frage: Warum half er den Geschwistern nicht ins Ausland zu emigrieren? Im Konzentrationslager in Theresienstadt kommen sie ums leben und so beginnt auch der Roman. Selbstverständlich trifft Adolfine dort auf die Schwester Kafkas, die Schwester Klimts, die Schwestern von irgendwelchen männlichen Berühmtheiten eben. Aber wie passt das zusammen: Die emanzipierte Schwester Freuds, die aufgrund einer unglücklichen Liebe im Irrenhaus landet, die intellektuelle Schwester Freuds, die nicht gesellschaftsfähig sein soll? Wir haben Fragen! Oder Vorwürfe: Spricht da nicht zu sehr der Autor aus dem 21. Jahrhundert aus Adolfine heraus? Emma Balzak hält einen Lobgesang auf alle genialen männlichen Autoren die weibliche Charaktere zeichnen können. Von Dostojewski bis zu Flaubert, Smilevski ist für uns nicht von der Partie. Trotzdem nett sich mal wieder mit Freud zu befassen! Penisneid? Trauer ist für Smilevski/Adolfine schwerwiegender!